Der Sommer war in Leipzig angekommen und brachte strahlenden Sonnenschein sowie Temperaturen bis zu 33 Grad mit sich.

Die Hitze lag schwer in der Luft, und selbst die kühlen Flure der Sachsenklinik boten nur wenig Erleichterung.

Dr. Kathrin Globisch wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie den Pausenraum betrat.

Kaum hatte sie ihre Tasche abgestellt, vibrierte ihr Handy. Am anderen Ende war ihr Vater, Professor Simoni, mit seiner gewohnt fröhlichen Stimme. „Kathrin, heute ist das Wetter einfach traumhaft. Hast du ein bisschen Zeit? Ich möchte dich zum Mittagessen einladen und einen kleinen Ausflug machen. Kathrin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, doch ein kurzer Blick auf ihren dichten Terminkalender holte sie in die Realität zurück. „Papa, das klingt wirklich schön, aber ich bin heute völlig eingespannt. Eine Operation, ein Notfall… Es tut mir leid. Kathrin, du arbeitest viel zu viel,“ entgegnete er sanft, aber bestimmt. „Ein kleiner Moment zum Durchatmen würde dir guttun.“

In diesem Moment summte der Pager in Kathrins Kittel. Ein Notfall! Sie beeilte sich zur Notaufnahme, wo ein 18-jähriger Patient eingeliefert wurde. Der junge Mann war von einem Felsen in einen See gesprungen, hatte sich dabei jedoch den Kopf gestoßen. Er war bei Bewusstsein, wirkte aber verwirrt. Kathrin nahm ihn sofort in Augenschein. „Können Sie sich erinnern, was passiert ist?“ fragte sie. Der Junge zuckte mit den Schultern, während er schmerzhaft blinzelte. Bringen Sie ihn in den CT-Bereich,“ wies Kathrin die Pflegekräfte an. „Ich will sicher sein, dass keine inneren Verletzungen oder Hirnblutungen vorliegen. Währenddessen hatte Professor Simoni sich von seinem Plan nicht abbringen lassen. Mit einem charmanten Lächeln und einem kleinen Picknickkorb in der Hand spazierte er selbstbewusst in die Klinik. Die Krankenschwestern schmunzelten, als sie ihn sahen.

Kathrin, ich weiß, dass du beschäftigt bist,“ begann er, als er sie fand, „aber selbst die fleißigste Ärztin braucht eine Pause. Und ich habe den perfekten Plan: frische Luft, gutes Essen und keine Patienten für eine Stunde. Kathrin wollte ihm antworten, doch der Gedanke an die CT-Ergebnisse ließ sie zögern. „Papa, warte kurz. Ich muss erst sichergehen, dass es meinem Patienten gut geht. Natürlich,“ antwortete Simoni geduldig. „Ich setze mich hierhin, lese ein Buch und warte. Aber denk daran, Kathrin: Du bist nicht nur Ärztin, du bist auch meine Tochter. Eine Stunde später brachte eine Krankenschwester die erlösende Nachricht: Der junge Patient hatte keine ernsthaften Verletzungen, und er konnte zur Beobachtung auf die Station verlegt werden. Kathrin atmete erleichtert auf und wandte sich schließlich zu ihrem Vater.

Gemeinsam verließen sie die Klinik. Die Nachmittagssonne war noch warm, doch eine sanfte Brise machte den Spaziergang angenehm. Sie suchten sich ein schattiges Plätzchen im Park, wo Simoni den Picknickkorb öffnete. Du weißt, Kathrin,“ begann er, während er ihr ein Sandwich reichte, „das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Es sind die kleinen Momente wie dieser, die am Ende zählen. Kathrin sah ihn an, ihre Augen voller Dankbarkeit. „Du hast recht, Papa. Manchmal vergesse ich das. Danke, dass du mich daran erinnerst. Als die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand, war Kathrin wieder bereit, in die Klinik zurückzukehren. Aber dieses Mal fühlte sie sich leichter, als hätte die Zeit mit ihrem Vater ihr die Kraft gegeben, weiterzumachen – mit einem Lächeln auf den Lippen.