“Die Landarztpraxis”: Wo Fernsehträume wahr werden – und die Realität dazwischenfunkt
Eine Serie wie ein Heimatgedicht – und ein Ort, der zum heimlichen Star wird: In „Die Landarztpraxis“ glänzen Caroline Frier als Dr. Sarah König und Oliver Franck als Dr. Fabian Kroiß vor atemberaubender Alpenkulisse. Doch was auf dem Bildschirm wie ein friedliches Paradies wirkt, ist in Wahrheit eine clevere Illusion: Das fiktive Dorf Wiesenkirchen existiert gar nicht – zumindest nicht auf der Landkarte.
In Wahrheit steckt Schliersee hinter der Idylle. Dieser Kurort im oberbayerischen Landkreis Miesbach mit seinen rund 7.000 Einwohnern wurde zum pulsierenden Herz der beliebten SAT.1-Serie. Idyllisch gelegen zwischen Bergen und dem gleichnamigen See, nur 50 Kilometer von München entfernt, bietet er genau die Art von Landschaft, die das Serienpublikum liebt – grün, charmant, zeitlos.
Aber nicht nur „Die Landarztpraxis“ hat das Potential des Ortes erkannt: Bereits Produktionen wie „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ mit Michael „Bully“ Herbig oder „Ein Bayer auf Rügen“ haben hier ihre Bilder eingefangen. Die Kamera liebt Schliersee – und die Zuschauer:innen ebenso.
Doch nicht alles lief reibungslos. Bayrischzell, ein weiteres Alpenjuwel unweit von Schliersee, war ebenfalls als Drehort in Staffel 1 dabei. Doch dann folgte der Drehverbot-Knall: Der Gemeinderat sprach sich einstimmig gegen weitere Filmaufnahmen aus. Der Grund? Verkehrschaos, genervte Einheimische und Überlastung öffentlicher Plätze. Bürgermeister Georg Kittenrainer bestätigte: Die romantische Illusion kostet – Nerven.
SAT.1 nahm die Absage sportlich. Sprecher Christoph Körfer stellte klar: Bayrischzell sei ohnehin nie der Hauptdrehort gewesen. Die Fans dürfen also aufatmen – das Serien-Feeling bleibt erhalten.
Und genau das lässt sich auch live erleben. Für wahre Fans gibt es echte Pilgerorte: Wer durch Schliersee schlendert, kann auf der legendären Parkbank Platz nehmen, wo sich Leonie (Katharina Hirschberg) und Basti (Simon Lucas) zum ersten Mal trafen. Diese Szene wurde am Parkplatz des Strandbads gedreht – ein Ort, der nun Seriengeschichte schrieb.
Die Drehorte sind sorgfältig gewählt – und sprechen die Seele an:
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Der Berggasthof Obere Firstalm mit seinem Panoramablick.
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Der malerische Oberleitenhof in Schliersee.
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Szenen im Bootshaus und dem Strandbad vermitteln echtes Urlaubsgefühl.
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Sogar die spektakuläre Valepp-Schlucht wurde für eine dramatische Rettungsaktion genutzt – erreichbar nur über eine vierstündige Bergtour.
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Auch das Pfarrdorf Fischbachau und die mystisch anmutende Wallfahrtskapelle Birkenstein wurden ins Serienuniversum integriert.
Ein ganz besonderer Drehort: die „Alte Post“, die als Gasthaus von Donato (Antonio Putignano) und seiner Tochter Bianca (Rosetta Pedone) dient. Ein echter Hotspot in der Serie – hier kreuzen sich die Wege aller Figuren. Die Produktionsfirma war begeistert von diesem Ort, der echtes bayerisches Lebensgefühl mit Fernsehzauber vereint.
Hinter all der Kulisse steckt mehr als reine Romantik: Die Drehorte sind ein stiller Erzähler der Serie selbst. Sie spiegeln das Innenleben der Figuren wider – ihre Konflikte, Hoffnungen, Träume. Zwischen Alpenpanorama und Dorfstraße kämpfen die Seriencharaktere mit echten Themen: Rückkehr, Neubeginn, Vertrauen, familiäre Wunden.
So schön und ruhig das Setting auch wirkt – hinter der Kamera ist es oft das Gegenteil. Die Spannung zwischen öffentlichem Interesse und regionaler Belastung nimmt zu. Immer mehr Orte werden zur Bühne – aber nicht jeder Ort will Teil der Serie sein.
„Die Landarztpraxis“ ist also mehr als nur eine Arztserie vor schöner Kulisse. Sie ist ein Beweis dafür, wie eng Realität und Fiktion miteinander verflochten sind. Die Serie lebt nicht nur von ihren Geschichten, sondern auch von den Orten, an denen sie erzählt werden – und von den Menschen, die sie möglich machen oder ablehnen.
Am Ende bleibt ein Stück Wahrheit: Die große Fernsehromantik lebt vom Detail – und manchmal auch von Streit und Kompromissen hinter den Kulissen.