Berlin schläft nie – und BABYJOY auch nicht. Drei Jahre nach ihrem letzten Projekt meldet sich die Berliner Musikerin eindrucksvoll zurück. Ihre neue EP „Berlin Tag & Nacht“, benannt nach der gleichnamigen Hauptstadtserie, ist mehr als nur ein musikalisches Comeback. Sie ist ein emotionaler Streifzug durch das Leben in der Metropole, ein Soundtrack für verlorene Seelen, spontane Begegnungen und tiefe Nächte. Und vielleicht ist sie auch ein Neuanfang.
Ein Comeback mit Verspätung – und Bedeutung. Ursprünglich sollte die EP schon 2023 erscheinen, doch ein privater Schicksalsschlag durchkreuzte Babyjoys Pläne. Stattdessen wurde aus der Wartezeit etwas Neues geboren: eine EP, die persönlicher klingt als je zuvor. „Ich musste vieles neu sortieren – im Leben und im Studio“, verrät BABYJOY im Interview. Diese Neusortierung ist zu spüren: „Berlin Tag & Nacht“ ist verletzlich, ehrlich, poetisch – aber auch tanzbar, roh und urban.
Musikalisch wagt sich Babyjoy auf neues Terrain. Zum ersten Mal seit Langem arbeitete sie nicht ausschließlich mit ihrem langjährigen Produzenten Kazondabeat, sondern öffnete sich für neue kreative Partnerschaften. Mit dabei: Cato („6 Uhr morgens“) und die gefeierten Drunken Masters, die dem Track „GESTERN/HEUTE?“ ihren unverkennbaren Drive verleihen. Die Zusammenarbeit sei „herausfordernd, aber unglaublich inspirierend“ gewesen, erzählt sie. „Wenn du mit neuen Menschen arbeitest, musst du deine Komfortzone verlassen. Und das wollte ich genau jetzt.“
Inhaltlich bleibt sich Babyjoy dennoch treu. Die EP erzählt Geschichten aus dem Alltag: von Einsamkeit im Club, ungeplanten Wiedersehen auf der Warschauer Brücke und der zerbrechlichen Freundschaft zu sich selbst. Besonders mutig: ein Track, in dem sie aus der Perspektive einer Fledermaus singt – ein Experiment, das das Gefühl von Isolation auf eine ungewöhnliche Weise einfängt.
Auch musikalische Gäste wie Carlo5 und Longus Mongus sorgen für spannende Kontraste. Während Carlo5 auf einem bittersüßen Track über das Verlorensein im Großstadt-Dschungel reflektiert, bringt Longus Mongus mit lässiger Melancholie eine andere Farbe ins Spiel. Die Mischung funktioniert – urbaner Pop trifft auf introspektiven Rap, elektronische Beats auf warme Synths und atmosphärische Melodien.
Doch was kommt nach der EP? „Ein Album ist in Arbeit“, verrät BABYJOY – und das mit leuchtenden Augen. Sie habe gelernt, sich Zeit zu nehmen, Dinge reifen zu lassen. Neue Musik? Kommt bald. Aber nicht um jeden Preis. „Ich will nichts mehr veröffentlichen, das nicht zu 100 % aus meinem Innersten kommt“, sagt sie.
BABYJOYs „Berlin Tag & Nacht“ ist mehr als eine Hommage an die Stadt – es ist ein ehrliches Porträt einer Künstlerin zwischen Aufbruch, Verletzlichkeit und kreativer Selbstermächtigung. Wer wissen will, wie Berlin klingt, wenn es ehrlich ist – der sollte reinhören.