Rosenheim, Bayern – Was als vermeintlich idyllischer Abend für die Liebhaber japanischer Dichtkunst in der ehrwürdigen Rosenheimer Musikakademie beginnen sollte, endete in einem Schock, der die beschauliche bayerische Stadt bis ins Mark erschütterte. Die 3. Folge der 12. Staffel von „Die Rosenheim-Cops“, betitelt „Der Club des toten Dichters“, entführt die Zuschauer in ein intrigantes Netz aus Betrug, Affären und einem Mord, dessen Auflösung selbst die erfahrenen Kommissare Sven Hansen und Anton Stadler an ihre Grenzen brachte. Ein scheinbar angesehener Haiku-Meister liegt tot in seiner Suite – doch hinter der Fassade des Poeten verbarg sich ein gefährliches Spiel.
Der Vorfall nahm seinen dramatischen Lauf, als die umtriebige Stadträtin Frau Hofer und die neugierige Haiku-Schülerin Frau Stockl die Suite des renommierten Dozenten Shiki Masaoka betraten. Ihre Absicht war es, den beliebten Künstler für einen Vortrag bei den Bayerischen Tagen der Musikakademie zu gewinnen – eine Ironie des Schicksals, wie sich später herausstellen sollte. Statt eines lebhaften Gesprächs fanden sie jedoch einen leblosen Körper vor, brutal niedergestochen. Die Eigentümerin der Künstlerpension Darit, Frau Darit selbst, überraschte die beiden Damen daraufhin am Tatort, was sie sofort zu Hauptverdächtigen machte – ein Missverständnis, das schnell von den eintreffenden Rosenheim-Cops, Kommissar Hansen und Kommissar Stadler, aufgeklärt werden musste.
Die Ermittlungen begannen in einem Tohuwabohu aus Entsetzen und Aufregung. Während der erfahrene Pathologe Dr. Brunner erste Erkenntnisse über die brutale Tat – vier Messerstiche, ausgeführt mit einem schlanken, spitzen Gegenstand, vermutlich einem Brieföffner – lieferte, tauchten die Kommissare tief in das komplexe Leben des Opfers ein. Masaoka, der sich als japanischer Dichter und Haiku-Lehrer ausgab, hatte offenbar nicht nur poetische Ambitionen. Schnell stellte sich heraus, dass der charismatische Dozent eine Reihe von Affären mit seinen wohlhabenden, gesellschaftlich angesehenen Kursteilnehmerinnen unterhielt.
Im Fokus der Ermittlungen standen bald drei Frauen, deren Leben auf unterschiedliche Weise mit Masaoka verknüpft waren. Da war zum einen Frau Darit, die Pensionsinhaberin. Ihre angespannte Ehe schien sie in die Arme des charmanten Japaners getrieben zu haben. Obwohl sie die Affäre als „unbedeutendes Abenteuer“ abtat, war ihre Nervosität offensichtlich. Ihr Mann, Josef Darit, der sich im Keller vor seiner Frau versteckte und nicht einmal mehr Eifersucht zeigte, war ein weiterer Puzzlestein in diesem zerbrochenen Beziehungsmuster.
Dann gab es Marion Süßmeier, eine mondäne Frau, deren Mann als nächster Kultusminister gehandelt wurde. Eine brisante Enthüllung aus dem Gespräch mit ihrem Anwalt – dem Richter Ferdinand März – brachte die Ermittler auf eine neue Spur: Masaoka hatte Frau Süßmeier erpresst. Die Drohung, ihre heimliche Affäre öffentlich zu machen und damit die politische Karriere ihres Mannes zu zerstören, schien ein starkes Motiv zu liefern. Kommissar Hansen, bekannt für seine charmante Hartnäckigkeit, übernahm ihre Befragung und stieß dabei auf eine Mischung aus Eitelkeit und Verzweiflung, die Süßmeier in die Arme des Erpressers trieb.
Doch die wohl schockierendste Entdeckung war die Verlobung Masaokas mit Agnes März, der Schwester des Richters Ferdinand März. Agnes März, eine wohlhabende Textilfabrikantin, die nach einer schweren Krankheit dem Tod nur knapp entronnen war, schien in Masaoka nicht nur Liebe, sondern auch eine neue Lebensperspektive gefunden zu haben. Ihre Bereitschaft, seine materielle Motivation für die Verlobung zu akzeptieren, war verblüffend und zeugte von einer Frau, die nach dem Leben greifen wollte, koste es, was es wolle.
Der wahre Durchbruch in den Ermittlungen erfolgte jedoch, als Kommissar Mo, der fleißige Hauptmeister, dem japanischen Verlag von Masaoka nachging. Die schallende Heiterkeit des Verlagsleiters am anderen Ende der Leitung war der erste Hinweis auf eine perfide Täuschung: Der von Masaoka beanspruchte Name eines japanischen Dichters gehörte zu einer Person, die bereits vor 100 Jahren verstorben war. Die darauffolgende Überprüfung des Passes mit modernster Gesichtserkennungssoftware entlarvte die Wahrheit in ihrer ganzen Härte: Masaoka war in Wirklichkeit Hanspeter Glaser, ein deutscher Hochstapler, Betrüger und Erpresser, der aus Bad Camberg stammte und sich seit Jahren unter falscher Identität an wohlhabende Frauen heranmachte. Sein japanisch war, wie Kommissar Mo trocken feststellte, “ungefähr so gut wie mein Englisch”.
Mit dieser Erkenntnis verschob sich der Fokus der Ermittlungen. Die Fragen nach dem Warum wurden lauter. Wer wusste von Glasers wahrer Identität? Wer hatte genug Grund, den Betrüger zum Schweigen zu bringen?
Hier kam Richter Ferdinand März ins Spiel. Es stellte sich heraus, dass der angesehene Jurist einen Privatdetektiv namens Manfred Soler auf Glaser angesetzt hatte. Das Motiv: Er wollte seine Schwester, Agnes März, vor dem Heiratsschwindler schützen. Der Detektiv hatte ebenfalls Glasers wahre Identität aufgedeckt. Doch die entscheidende Spur lieferte die Gerichtsmedizin: Dr. Brunner hatte festgestellt, dass einer der Stiche einen völlig anderen Einstichwinkel aufwies als die anderen drei – ein Hinweis auf einen Linkshänder. Während die restlichen Stiche von einem Rechtshänder ausgeführt worden waren, schien der erste Stoß von jemandem mit der linken Hand gesetzt worden zu sein. Diese Erkenntnis führte die Ermittler direkt zu Ferdinand März, der zwar mit rechts schrieb, aber von Natur aus Linkshänder war – eine Angewohnheit, die ihm in seiner Kindheit aberzogen wurde.
In einer dramatischen Befragung, in der Kommissar Hansen und Stadler mit den erdrückenden Beweisen konfrontierten – Blutspuren Masaokas auf der Fußmatte in März‘ Auto, die auf den Transport der Tatwaffe hindeuteten – brach der Richter schließlich zusammen. Sein Geständnis war eine Mischung aus Verzweiflung und scheinbarer Notwehr. Er erzählte, wie er Glaser in seiner Suite aufgesucht hatte, um ihm eine letzte Chance zu geben: Rosenheim sofort zu verlassen und seiner Schwester das Herz nicht weiter zu brechen. Er wollte seiner Schwester einen Abschiedsbrief diktieren, verfasst in klangvollen Haiku-Versen – eine Geste, die Glasers Ignoranz für die Poesie und die damit verbundene Täuschung nur noch deutlicher machte.
Doch Glaser, so März‘ Darstellung, sei nicht auf das Angebot eingegangen. Stattdessen sei er aggressiv geworden und auf März losgegangen. In Notwehr habe er den Brieföffner ergriffen und zugestochen. Die weiteren Stiche, die von einem Rechtshänder stammten, seien ein verzweifelter Versuch gewesen, die Tatsache zu verschleiern, dass er, ein Linkshänder, den tödlichen ersten Stoß ausgeführt hatte. Er wollte den Eindruck einer Affekthandlung erwecken, um die sorgfältig geplante Vertuschung seiner Linkshändigkeit zu kaschieren. Er habe seine Schwester schonen wollen und ihm einen ehrenhaften Abzug ermöglichen. Ein ehrenhafter Abzug für einen Betrüger, der kurz davor stand, das Leben seiner Schwester zu zerstören.
„Der Club des toten Dichters“ entlarvt nicht nur einen perfiden Betrüger, sondern blickt auch hinter die scheinbar makellose Fassade der Rosenheimer Gesellschaft. Er zeigt die menschlichen Abgründe von Einsamkeit, Verzweiflung und dem Streben nach einem neuen Leben, selbst wenn es auf einer Lüge aufgebaut ist. Die Folge ist ein spannendes Drama, das die Zuschauer bis zur letzten Minute fesselt und einmal mehr beweist, dass in Rosenheim hinter jedem freundlichen Gesicht ein dunkles Geheimnis lauern kann. Und so endete die Geschichte des „japanischen Dichters“ Hanspeter Glaser, dem der Vorhang auf tragische Weise für immer zufiel – ein makabres Gedicht in drei Akten, geschrieben mit Blut statt Tinte.