Rosenheim, Bayern – Die malerische Kulisse der bayerischen Voralpen, bekannt für ihre idyllische Schönheit und die scheinbar heile Welt, wurde in der jüngsten Episode der beliebten ZDF-Krimiserie „Die Rosenheim-Cops“ jäh von einem grausamen Verbrechen getrübt. Unter dem vielversprechenden Titel „Erben will gekonnt sein“ (Staffel 12, Folge 2) entfaltet sich ein Fall, der die Kommissare Hofer und Stadler tief in ein Geflecht aus familiären Intrigen, unerwarteten Erbschaften und einem mörderischen Geheimnis zieht. Der tragische Tod des 48-jährigen Karl Langer am Fuße des Rostkopfs legt die dunkle Seite des Erbenverlangens schonungslos offen.
Der grausame Fund und erste Spuren
Es ist ein Morgen wie aus dem Bilderbuch, doch die Szenerie trügt. Am Fuß des Rostkopfs, unweit einer abgelegenen Berghütte, macht der Bauer Kurti einen schockierenden Fund: die Leiche von Karl Langer. Sofort schaltet er die Polizei ein, und die Rosenheimer Ermittler, Kriminalhauptkommissar Korbinian Hofer und sein Kollege Christian Stadler, eilen zum Tatort. Die erste Bestandsaufnahme durch den Gerichtsmediziner Dr. Achtziger – der sich als versierter Profi erweist und dem besorgten Hofer versichert, er sei “nicht angespannt”, sondern konzentriert – bestätigt einen brutalen Schlag von hinten mit einem harten, stumpfen Gegenstand. Ein einziger, tödlicher Hieb. Kein Kampf, keine Gegenwehr. Der Täter muss sein Opfer überrascht haben, möglicherweise, während Langer durch ein Fenster spähte. Todeszeitpunkt: zwischen 8 und 9 Uhr morgens.
Die erste heiße Spur liefert Bauer Kurti selbst: Er will kurz nach dem Fund einen Mann eilig von der Hütte weglaufen gesehen haben, einen hellbraunen Lederrucksack bei sich. Ein Phantombild wird angefertigt, die Jagd beginnt. Doch die Hütte selbst gibt Rätsel auf. Keine Einbruchsspuren, nur unversehrte Schlösser. Hatte der Täter einen Schlüssel? Oder war er bekannt mit dem Opfer oder dem Besitzer der Hütte?
Ein Erbe als Todesurteil?
Die Ermittlungen führen die Kommissare schnell in das private Umfeld des Opfers. Karl Langer, ein Rosenheimer mit bürgerlichem Hintergrund, war verheiratet. Seine Frau, eine Trachtenverein-Damen, war zum Zeitpunkt des Mordes nicht bei ihm. Sie ist es auch, die Hofer und Stadler auf die entscheidende Fährte bringt: Am Vortag fand die Testamentseröffnung seines Stiefbruders, des kürzlich verstorbenen Gröbel, statt. Ein Ereignis, das Langer zutiefst aufgewühlt haben soll, da er – nach all den Jahren, die er für Gröbels Trachtenfirma gearbeitet hatte – quasi leer ausging. Ein offensichtliches Motiv? Eifersucht, enttäuschte Erwartungen, Gier?
Der Notar Dr. Herbert Flauser, der die Testamentseröffnung leitete, liefert die Namen der Hauptakteure in diesem Erbschaftsdrama:
1. Karin Gröbel, die Witwe des Verstorbenen. Sie erbte historische Möbel.
2. Claudia Wölk, Gröbels Nichte. Sie erbte lediglich ein paar wertvolle Trachtenkleider – und, wie sich später herausstellt, die Hütte am Rostkopf, die zum Schauplatz des Mordes wurde.
3. Frau Berbaum, eine geschäftliche Bekannte, die die gesamte Trachtenfabrik erbte – und dies, obwohl sie nicht mit Gröbel verwandt war.
Ein entscheidender Hinweis kommt von Frau Wölk selbst: Sie gibt an, die Hütte zwar geerbt, aber noch nicht betreten zu haben. Ihr Ehemann, Anton Wölk, ein Kriminalhauptkommissar aus Garmisch, war jedoch vor Ort. Und er hatte einen mysteriösen Spruch aus dem Testament im Kopf: “Wer die Hütte hat, hat Schwein.”
Intrigen, Geldscheine und ein Kriminalhauptkommissar als Verdächtiger
Anton Wölk, der Kriminalhauptkommissar aus Garmisch-Partenkirchen, wird schnell zur zentralen Figur in den Ermittlungen. Das Phantombild des Mannes, der vom Tatort floh, zeigt ihn eindeutig. Und die Suche in seinem Hotelzimmer – die Wölks logieren getrennt, ein Detail, das Michi Mohr später mit überraschender Präzision feststellt und Frau Stockl als entlastend für Frau Wölk einstuft – fördert einen mit viel Geld gefüllten, hellbraunen Lederrucksack zutage, genau wie vom Zeugen Kurti beschrieben. Rund 100.000 Euro, versteckt in einem Tresor hinter einer Wand im Berg, unweit der Hütte. Ein Schatz!
Anton Wölk behauptet, er habe das Geld nur gefunden, dem Hinweis im Testament folgend. Doch seine Aussage, dass Langer erschlagen wurde – ein Detail, das die Kommissare ihm noch gar nicht mitgeteilt hatten – macht ihn hochverdächtig. Hofer und Stadler müssen feststellen, dass sie einen erfahrenen Kollegen im Visier haben. Die Situation ist delikat, zumal Wölks Frau, Staatsanwältin Claudia Wölk, ebenfalls eine wichtige Rolle spielte.
Die wahren Motive: Erpressung und Verrat
Während Hofer sich mit den Launen von Polizeidirektor Achtziger und seinen Sparmaßnahmen für die Musikakademie auseinandersetzt – ein running gag, der für humoristische Einlagen sorgt – arbeiten die Kommissare unermüdlich daran, die wahren Zusammenhänge aufzudecken. Frau Stockl, die gute Seele des Kommissariats, ist wie immer an allen Fronten im Einsatz: Sie holt Firmenunterlagen, versorgt die Kollegen mit selbstgemachtem Erdbeerkuchen und führt nebenbei noch ihre berühmte Shampoo-Jagd fort. Ihre Beobachtungsgabe und ihr Netzwerk erweisen sich als unschätzbar wertvoll.
Eine entscheidende Wende nehmen die Ermittlungen, als Hofers Team die Bankkonten des Opfers unter die Lupe nimmt. Es stellt sich heraus, dass Karl Langer über Monate hinweg erhebliche Überweisungen von einem Schweizer Konto erhalten hatte. Und der Absender? Frau Berbaum.
Ein Durchsuchungsbefehl für die Wohnung von Frau Langer wird erwirkt, und dort entdecken die Ermittler ein Versteck hinter einem Regal: ein Notizbuch von Gröbel, das Karl Langer offenbar an sich genommen hatte. In diesem Notizbuch findet sich ein Hinweis auf “Schwarzgeld”, das Gröbel an einem “sicheren Platz” versteckt hatte – genau jene 100.000 Euro, die Anton Wölk in der Hütte gefunden hatte. Und hier schließt sich der Kreis.
Die bitterste Wahrheit kommt ans Licht: Karl Langer, der über Jahre hinweg für Gröbels Firma gearbeitet hatte, wusste von Frau Berbaums Unterschlagungen. Kaum war sie zur Geschäftsführerin aufgestiegen, hatte sie Firmengelder für einen privaten Kredit abgezweigt. Langer hatte Beweise gesammelt und sie damit erpresst. Die Überweisungen von Berbaums Schweizer Konto waren das Schweigegeld.
Das Geständnis: Eine Tragödie der Verzweiflung
Konfrontiert mit den erdrückenden Beweisen, bricht Frau Berbaum schließlich zusammen und gesteht die Tat. Sie verfolgte Langer zur Hütte, nachdem die Erbschaft sie in eine noch prekärere Lage gebracht hatte. Als Eigentümerin der Firma war sie nun der juristischen Gefahr ausgesetzt, wegen ihrer früheren Veruntreuungen aufzufliegen. Langer hatte sie nun endgültig in der Hand.
Am Morgen des Mordes folgte sie ihm zur Hütte. Dort sah sie, wie Langer den Mann der anderen Erbin, Anton Wölk, durch das Fenster beobachtete, wie dieser offenbar den Schatz entdeckte. Dies war ihre Gelegenheit. Unbemerkt schlich sie sich an Langer heran und erschlug ihn mit einem Stein. Ein Akt der Verzweiflung, geboren aus der Angst vor dem Verlust ihres gesamten Lebenswerks und der Enthüllung ihrer kriminellen Machenschaften.
Mit dem Geständnis von Frau Berbaum löst sich das komplexe Puzzle aus Gier, Verrat und einem Erbe, das zum Todesurteil wurde. Der Fall “Erben will gekonnt sein” ist ein Paradebeispiel für die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche und die oft verborgenen Abgründe, die selbst in den schönsten bayerischen Landschaften lauern können. Die Rosenheim-Cops haben einmal mehr bewiesen, dass hinter jeder Fassade ein Geheimnis verborgen sein kann, das nur darauf wartet, ans Licht gebracht zu werden. Und so kehrt in Rosenheim, zumindest vorerst, wieder die gewohnte Ordnung ein, bis der nächste Fall die beschauliche Stadt erneut in Atem hält.
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