Ein tödlicher „Betriebsausflug“ erschüttert Rosenheim: Mord im Idyll des Alpenvereins

ROSENHEIM (Oberbayern). Was als ausgelassener Betriebsausflug des renommierten „Fördervereins Alpine Freundschaft e.V.“ begann, endete in einer blutigen Tragödie, die die malerische Idylle Oberbayerns jäh durchbricht. Mitten im aufsteigenden Sonnenschein, umgeben von der majestätischen Bergwelt, wurde der angesehene Vereinsvorsitzende Erhard Graubner (50), ledig und kinderlos, auf dem Weg zu einem Weißwurstfrühstück brutal ermordet. Ein Fall, der die erfahrenen Ermittler des Rosenheimer Kommissariats, allen voran Hauptkommissar Korbinian Hofer und seinen Kollegen Polizeihauptmeister Hansen, vor ein komplexes Puzzle aus Intrigen, verleugneten Leidenschaften und versteckten Motiven stellt.

Der Schock unter den Mitgliedern des Fördervereins war immens, als Graubner unvermittelt vornüberkippte. Was zunächst als harmloser Stolperer abgetan wurde, entpuppte sich schnell als kaltblütiger Mord. Die erste Bestandsaufnahme am Tatort, einer abgelegenen Waldhütte hinter Ergersbach, offenbarte die grausame Wahrheit: Eine einzelne Einschussverletzung, keine Austrittswunde, ließ Kommissar Hofer und Hansen schnell auf ein Projektil kleineren Kalibers schließen, abgefeuert aus einer schallgedämpften Waffe. Niemand hatte den Schuss gehört, was auf einen professionellen oder zumindest sehr bedachten Täter hindeutete.

Das Opfer und sein “Freundeskreis”


Erhard Graubner, eine scheinbar unantastbare Persönlichkeit an der Spitze des „Fördervereins Alpine Freundschaft e.V.“, war bekannt für sein Engagement im Erhalt alpiner Kultur, Brauchtum und Sprache. Ein Netzwerk, das Bayern, Österreicher, Schweizer und Südtiroler umspannt. Doch hinter der Fassade des ehrenamtlichen Engagements schienen sich dunklere Geheimnisse zu verbergen.

Die ersten Befragungen der Zeugen, die allesamt an Bord des sogenannten „Partyrades“ des Unternehmers Karlhammer waren, zeichneten ein Bild scheinbarer Harmonie. Geschäftsführer und Kassier des Vereins, Herr Eder, beteuerte die tadellose Moral und Finanzen des Vereins. Doch die geschulten Ohren der Ermittler, unterstützt durch die scharfsinnige Sekretärin Miriam Stockl und später die brillante Buchhalterin Patrizia Ortmann, witterten schnell Ungereimtheiten.

Ein Netz aus Lügen und verborgenen Leidenschaften


Die Liste der Verdächtigen wuchs schnell. Da war zunächst Herr Karlhammer, der Besitzer des „Partyrades“, der den Mordort kurz nach der Abzweigung zu seiner Hütte verortete. Seine Aussage brachte die erste Spur: Melanie Gruber, die Besitzerin des umliegenden Landes, eine „bäuerin“, mit der Karlhammer einen erbitterten Streit um ein Wegerecht führte. Nicht nur juristisch, sondern auch persönlich, wie sich herausstellte. Die Gruberin, eine ehemalige Partnerin Karlhammers, hatte ihm die Trennung nie verziehen und hatte in der Vergangenheit bereits rabiatere Mittel – wie die Blockade des Weges – angewendet. Hatte sie einen Warnschuss auf Karlhammer abgefeuert, der versehentlich Graubner traf? Die Bäuerin stritt alles vehement ab, doch die Gerüchte über ihre tiefsitzende Verbitterung hallten nach.

Parallel dazu geriet Franz Müller, der Marketing-Spezialist des Vereins, ins Visier. Er hatte den Betriebsausflug kurzfristig wegen einer angeblichen „Magenverstimmung“ abgesagt. Doch Müllers wahre Gründe waren explosiver Natur: Er offenbarte den Ermittlern ein düsteres Bild der Vereinsführung. Erhard Graubner und Herr Eder hätten, so Müller, die Vereinsgelder für ausschweifende Luxusreisen in Fünf-Sterne-Hotels und den „nächtlichen Besuch von Damen“ missbraucht. Müller, der als „Stimmungskiller“ galt und von solchen Reisen ausgeschlossen wurde, behauptete, er habe dies „genau gewusst“. Sein Alibi – ein mehrstündiger Krankenhausaufenthalt – erwies sich jedoch als brüchig. Niemand im Krankenhaus konnte seine durchgehende Anwesenheit bestätigen, und die Möglichkeit, dass er in der Tatzeit den nur 20 Minuten entfernten Tatort hätte erreichen können, machte ihn zum Hauptverdächtigen.

Ein ungewöhnliches Mutter-Tochter-Gespann mischt auf


Inmitten dieser Ermittlungen sorgt ein neues Gesicht im Kommissariat für Aufsehen und gelegentliches Chaos: Patrizia Ortmanns Mutter, Gerlinde Ortmann, eine vital agierende Dame, die ihre Tochter in Rosenheim besucht und es sich nicht nehmen lässt, sich ins Leben ihrer Tochter und indirekt auch in die Ermittlungen einzumischen. Ihre Begegnungen mit Sven Hansen, dem charmanten Polizeihauptmeister, sorgen für humorvolle Momente, während Gerlinde versucht, ihre Tochter zu verkuppeln. Doch Gerlindes unaufgeforderte Hilfe erweist sich als Glücksfall: Ihre Tochter, die akribische Patrizia Ortmann, wird hinzugezogen, um die Buchführung des Fördervereins zu prüfen. Und tatsächlich, ihr geschulter Blick enthüllt die Wahrheit hinter Müllers Anschuldigungen: Hohe Reisekosten, Fünf-Sterne-Hotels und „üppige Geschenkwertungen“, die auf Sonderleistungen für „Damenbesuche“ hindeuten – die Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen für private Vergnügungen.

Die unerwartete Täterin und ein Drama der Eifersucht

Der Druck auf Eder und Müller erhöhte sich, doch die entscheidende Wendung kam von unerwarteter Seite. Herr Eder, der stets seine Unschuld beteuerte und sich als Opfer von Neid und Missgunst darstellte, geriet ins Fadenkreuz, als das Alibi seiner Ehefrau, Frau Eder, die angeblich zur Tatzeit ihren Büro-Dienst versah, ins Wanken geriet. Ein genauerer Blick auf ihre Telefonate ergab, dass Anrufe nicht direkt im Büro, sondern über eine Rufumleitung auf ihr Mobiltelefon gingen. Eine rückwirkende Ortung ihres Handys lieferte dann die schockierende Wahrheit: Frau Eder befand sich zur Tatzeit genau an dem Ort, von dem aus der tödliche Schuss auf Erhard Graubner abgegeben wurde.


Konfrontiert mit den Beweisen, brach Frau Eder zusammen und gestand die Tat. Das Motiv: Eifersucht. Ihr Ehemann, Herr Eder, hatte sie jahrelang mit Erhard Graubner auf den „Geschäftsreisen“ des Vereins betrogen. Frau Eder hatte dies entdeckt, ihren Mann zur Rede gestellt und er hatte Besserung gelobt. Doch die Affäre ging weiter. Besonders schmerzlich war für sie, dass Graubner, mit dem sie einst befreundet war und der ihren Mann zur Untreue verführt hatte, sich auch noch über ihre Situation lustig machte und „blöde Witze“ riss. Der Mord war ein Akt verzweifelter Rache, nicht nur an dem untreuen Freund und Komplizen ihres Mannes, sondern auch an dem System, das ihre Ehe und ihr Vertrauen zerrüttete. Ihre Fähigkeit, so präzise zu schießen, erklärte sich durch ihre Vergangenheit als aktive Biathletin.

Fazit: Ein Fall, der die Abgründe der menschlichen Seeel offenbart

Was als harmloser Ausflug begann, endete in einem Drama, das die dunklen Seiten menschlicher Beziehungen und die Zerbrechlichkeit von Fassaden aufdeckte. Der Mord an Erhard Graubner offenbarte nicht nur finanzielle Verfehlungen im Schoße eines ehrenwerten Vereins, sondern vor allem ein tiefes persönliches Drama von Betrug und Eifersucht. Die Rosenheim-Cops haben einmal mehr bewiesen, dass hinter der bayerischen Gemütlichkeit oft Geschichten von ungeahnter Tragweite lauern. Während Frau Eder in Gewahrsam genommen wurde, kehrt in Rosenheim eine trügerische Ruhe ein – bis zum nächsten Fall, der das beschauliche Leben der Stadt wieder auf den Kopf stellen wird.

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